Am 20.05.2021 fand unsere zweite digitale Impulswerkstatt statt, diesmal zum Thema „Frugal Innovation“.

Wer uns kennt, weiß, dass der Name der Impulswerkstatt nicht zufällig gewählt wurde. Dieses Format soll einen Raum für Inspirationen, gemeinsames Gestalten und Vernetzen untereinander ermöglichen. Die Veranstaltung schafft damit einen Rahmen, aktuelle Themen aus der Immobilienwelt und der Gesellschaft zu diskutieren.

Doch worum geht es bei Frugal Innovation eigentlich? Die Digitalisierung ist in Bezug auf die Immobilienbranche nicht mehr wegzudenken, „smart building“ scheint aktuell das Zukunftskonzept für Gebäude zu sein. An dieser Stelle haben wir überlegt, ob der Begriff „smart“ nicht auch anders verwendet werden könnte. Wäre hier "weniger ist mehr" nicht auch zielführend? Lassen sich aus diesen vorerst konträr erscheinenden Konzepten Kombinationen ableiten, die vielleicht so richtig „smart“ sind?

Wir haben uns sehr über spannende Impulsvorträge von Liza Wohlfahrt (Fraunhofer IAO), Prof. Elisabeth Endres (TU Braunschweig) und Johannes Nussbaum (Art-Invest Real Estate) gefreut.

Liza Wohlfahrt setzt sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Forschung und Beratung für frugale Innovation mit dem Themengebiet tagtäglich intensiv auseinander. Sie verschaffte uns einen Einblick in ihre derzeitigen Projekte, die den Ansatz der frugalen Innovation verdeutlichen. Zum Beispiel ein Projekt in Asien, bei dem ein Erntemaschinenhersteller eine kleinere Erntemaschine produziert, um den Bauern die Arbeit auf den Reisfeldern zu erleichtern. Wichtig war an dieser Stelle, eine hohe Qualität zu bewahren und Faktoren, die unnötige Kosten verursachen, zu minimieren. Schließlich könnte die Fahrerkabine klimatisiert sein, aber reicht in diesem Fall nicht das Dach zum Schutz vor der Sonne als wesentliches Element aus? Ein anderes Beispiel ist ein Smartphone-Hersteller aus Österreich, der spezielle Handys für Senioren anfertigt, die zwar mit allen wichtigen Tools und auch zusätzlichen Ausstattungen wie einem Notrufknopf versehen sind, gleichzeitig aber weniger komplex in der Menüführung und robust verarbeitet sind und dabei aber erschwinglich bleiben.

Frugal Innovation oder wie wenig ist genug und in welchem Kontext diskutieren wir diese Thematik in Bezug auf die Bauwirtschaft? Maßgeblich ist, dass Bau und Betrieb von Gebäuden ca. 40 % des CO₂ Ausstoßes und 90 % der mineralischen nachwachsenden Rohstoffe in der Baustoffproduktion ausmachen. Frau Prof. Endres zeigte uns in ihrem Vortrag die neuesten Erkenntnisse ihrer aktuellen Projekte rund um das Thema der Gebäudetechnik. Infolge der fortschreitenden technischen Neuerungen kann überlegt werden, wie viel Technik brauchen wir wirklich im Gebäude und wie ist diese integriert? Low-Tech ist dabei nicht No-Tech, sondern Ziel sollte es sein, ein robustes Betriebsoptimum herauszuarbeiten. Dabei muss auch die Architektur wieder vermehrt in den Fokus einbezogen werden.

Johannes Nussbaum hat zum Ende nochmal eine Kontroverse gesetzt, obwohl sich schnell zeigte, dass er im Bereich der Digitalisierung die gleichen Methoden zur Zieldefinition anwendet, wie beispielsweise Frau Wohlfahrt mit der frugalen Innovation.

Wie vernetzt muss das Gebäude sein? Und viel wichtiger noch: Wie vernetzt müssen die einzelnen Gewerke untereinander sein? Anstatt die Technik weiterhin in Silos zu betrachten, sollten die einzelnen Gewerke zukünftig miteinander im Zusammenhang stehen. Nur so können wir die digitale Gebäudeautomation für uns arbeiten lassen und wirkliche Vorteile aus den zahlreichen erhobenen Daten ziehen, um davon Verbesserungen für den Nutzerkomfort und eine Kostenreduzierung abzuleiten. Die Technik nicht weglassen, aber einfach anders mit ihr umzugehen und sie mit Augenmaß zu betrachten, das macht ein Gebäude smart und zeigt gleichzeitig einige Bezüge zu den beiden vorangegangenen Impulsen.

Zusammengefasst war dies ein tolles Event, das sicherlich bei dem ein oder anderen zum Nachdenken anregen konnte. Deshalb möchten wir uns auch noch einmal bei allen Teilnehmern und Beteiligten für den regen Austausch bedanken.

Wir sind schon gespannt auf die nächste Impulswerkstatt, die Anfang Herbst 2021 geplant ist und sich dem Thema „Quartiere der Zukunft“ widmen wird.