Und das Facility Management ist doch sexy!   Podiumsdiskussion an der TH Nürnberg zu einer neuen Wertekultur in der Facility Management Branche.

Es bestand Einigkeit auf dem Podium der wirtschaftsethischen Diskussion an der TH Nürnberg im Rahmen der gefma Lounge Bayern-Nürnberg: Das Facility Management wird als Branche erst attraktiv und nachhaltig, wenn werteorientiert geführt wird. Fabíola Fernandez, Co-CEO der Unternehmensgruppe Gegenbauer, Peter Engelbrecht, Gesamtgeschäftsführer der Dorfner Gruppe, Anna Barth, Gründerin der humaQ gGmbH und Vorstandsmitglied von Gemeinwohl-Ökonomie Bayern e. V., Dr. Isabelle Wrase von der ZHAW und Co-Präsidentin der IFMA Schweiz und Richard Weller, Geschäftsführer der Alpha IC GmbH diskutierten unter der Leitung von Professor Klaus Heying, Studiengangsleiter für den Master Facility Management an der TH Nürnberg, zum Thema „Rendite und Nachhaltigkeit. Grenzen und Chancen einer neuen Wertekultur in der FM-Branche“.  Dieser hatte mit den fünf durchaus provokanten Thesen seines Impulsreferats die Diskussion eröffnet und unter anderem behauptet, eine Branche, die sich selbst immer nur als Sekundärprozess begreife, wie auch in den bestehenden gefma Richtlinien manifestiert, könne nicht wertig und „sexy“ auftreten und wirken.

Engelbrecht und Fernandez betonten übereinstimmend: „Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit und zu einer neuen Wertekultur im Facility Management ist nicht einfach, aber indem wir immer wieder unauskömmliche Aufträge zum Schutz der Mitarbeiter:innen ablehnen, setzen wir Zeichen nach innen und nach außen und kommen langsam aus dem Image des sich beugenden Sekundärprozesses heraus.“ Dr. Isabelle Wrase bestätigte aus Schweizer Sicht, dass das Verhalten des Ablehnens langsam Schule mache. Sie plädierte dafür, im Real Estate Management ein Benchmarking mit entsprechenden KPIs für nachhaltiges Wirtschaften zu etablieren. Auf diese Weise werden nicht nur Kosten in Geschäftsberichten reflektiert, sondern das Verhalten von Manager:innen mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit ins Verhältnis gesetzt. Eine solche Haltung der Branche käme auch den Interessen der aktuell jungen Arbeitnehmer:innen entgegen, die nach einer sinnstiftenden Aufgabe suchten.

Anna Barth verglich die FM-Arbeit mit Care-Arbeit, die ebenfalls nicht gerecht entlohnt werde, und ermunterte zu einer Sichtweise, die den geschaffenen Mehrwert einer Arbeit für die Gesellschaft in den Fokus nimmt. Darauf bezog sich auch Richard Weller mit seinem Statement, dass Nachhaltigkeit bedeutet, Verantwortung zu übernehmen: „Rendite machen und gemeinwohlorientiert handeln, kann die erfolgreiche und nachhaltige Grundlage einer neuen Wertekultur für die FM-Branche sein.“ 

Alle Protagonisten bejahten unisono eine Publikumsfrage: „Langfristigere Kundenbeziehungen werden zu mehr Nachhaltigkeit führen. Denn zum Beispiel allein im Bereich Energiemanagement lassen sich wirksame Veränderungen nicht in zweijährigen Vertragsperioden realisieren.“

Gemeinsames Ziel ist es, die eigenen Produkte und Leistungen besser zu verkaufen, denn davon profitiere die ganze Kette, so Fabíola Fernandez. Sie nannte als ein positives Beispiel die Imagekampagne „Blau ist WOW!“ ihres Unternehmens. Für Peter Engelbrecht gehören hier auch Innovationen, wie die Integration von Robotik dazu, um mit einer höheren Marge mehr Wert und mehr Handlungsspielraum zu schaffen. Der Chef von 11.000 Dorfner-Beschäftigten war sich mit Fabíola Fernandez einig, dass sich die Branche auf einem positiven Weg zu einer neuen Wertekultur befinde, der durch das Thema ESG durchaus beschleunigt werde.