Der Bausektor gilt als einer der Hauptverursacher klimaschädlicher CO2-Emissionen. Laut Schätzungen der UN geht zudem weltweit mehr als die Hälfte des Ressourcenverbrauchs auf die Baubranche zurück. Nicht nur der Betrieb, vor allem die Errichtung und der Abbruch eines Gebäudes sind hierbei in Rechnung zu stellen („Graue Energie“). Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels und dem Ziel der Klimaneutralität der EU für 2050 und Deutschlands für 2045 ist der Handlungsdruck hoch.

Wie also könnte auf nachhaltige Weise gebaut werden? Ein Lösungsansatz für Neubauten ist, den zukunftsorientierten Ansatz des kreislauffähigen Bauens („Circular Economy“) bereits in der Planung zu verfolgen. Dabei geht es nicht nur darum, ressourcenschonend zu bauen und zu betreiben, sondern Materialen so auszuwählen, dass sie kreislauffähig, also wiederzuverwenden sind. Dabei werden Lehm und Holz als Ersatzstoffe für den Hausbau schon lange erprobt und seit einigen Jahren vermehrt eingesetzt.

Unsere Kollegin Sophia Stettner, Junior Consultant mit den Schwerpunkten ESG, Green Building sowie Energiedesign & Simulation, hat an einem kürzlich erschienen Buch mit dem Titel „Nachhaltige Wohnbauten. Holz“ der Hochschule für Technik Stuttgart (HfT) mitgearbeitet. Wir sind stolz auf sie und haben ihr dazu einige Fragen gestellt:


Wie kam es, dass Du bei dem Buchprojekt mitwirken konntest?

Meine intrinsische Motivation für Nachhaltigkeit im Bausektor ist es, eine ästhetische Balance aus klimaschonender Konstruktion und klimaangepasstem Technikeinsatz zu finden und zukunftsweisende Gebäude in die Realität umzusetzen. Ich hatte an der HfT gerade erfolgreich mein Studium „Klimaengineering“ abgeschlossen, und da hat es inhaltlich und zeitlich super gepasst, dass mein Professor Harald Strauß mich gefragt hat, bei diesem Buchprojekt über nachhaltige Wohnbauten mitzuwirken.

Über welches Thema hast Du geschrieben?

Ich habe einen Beitrag über die vielfältigen Verwendungsweisen und Vorzüge des nachwachsenden Rohstoffs Holz anhand eines konkreten Pilotprojektes in der Schweiz geschrieben.  Man kann sagen, dass das Solare Direktgewinnhaus N11 ein Werkstück gebauter Utopie ist.

Was ist das besonders Nachhaltige an diesem Haus?

Es handelt sich um einen fünfgeschossigen, monolithischen Massivholzbau in Zweisimmen im Kanton Bern, welcher unter Verzicht auf ein Heizungssystem durch das Büro n11 Architekten realisiert wurde. Das technische Gebäudekonzept des Massivholzbaus beruht vorwiegend auf passiven Maßnahmen. Für einen optimalen Komfort im Innenraum, und um eine Raumtemperierung auf Basis von passiver Sonnenenergiegewinnung zu gewährleisten, orientiert sich das Raumprogramm rein am Sonnenstand. Zudem haben sich die Bauherren eine naturnahe Kreislaufwirtschaft gemäß des C2C-Systems sowie die damit verknüpfte Reduzierung der grauen Energie zum Grundsatz gemacht. Auf diese Weise konnten sie zeigen, dass eine klimafreundliche Zukunft im Baubereich bereits jetzt beginnen kann.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Deiner täglichen Arbeit als Consultant?

Ich habe ja schon als Werkstudierende bei der Alpha IC gearbeitet. Deshalb – und das war mir auch wichtig – wusste ich bereits, dass wir grundsätzlich mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit beraten. Und ich kann meine Stärken bei den Themen ESG, Green Building und Energieoptimierung einbringen.

Außerdem haben die Kolleg:innen der Alpha IC eine Bewertungsmatrix entwickelt, welche BIM-unabhängig die Kreislauffähigkeit der projektierten Immobilie in vier Kategorien abbildet. Mit diesem Tool können wir bezüglich der Material- und Konstruktionsauswahl  beraten und Optimierungspotentiale im Hinblick auf C2C sowie deren Auswirkungen fortlaufend aufzeigen. Das spart während des Planungsprozesses Kosten und ergänzt bekannte Gebäudezertifizierungen sinnvoll und ganzheitlich. Das gibt mir viele Möglichkeiten, meine Motivation für Nachhaltigkeit täglich weiterzuverfolgen.


Sind Sie neugierig geworden?

Hier die Infos zum Buch mit unserer Co-Autorin Sophia Stettner: Nachhaltige Wohnbauten. Holz, Sustainable housing. Wood., herausgegeben von Prof. Dr. Harald Strauß, Berliner Wissenschafts-Verlag GmbH, Berlin, 2022, ISBN 978-3-8305-5146-1


Und hier der Link zu unserem Whitepaper "Circular Economy in der Baubranche. Mit der C2C-Bewertungsmatrix der Alpha IC in Kreisläufen denken und zukunftsfähig werden."



Erst vor kurzem berichtete Geschäftsführer Carsten Boell im Rahmen unserer GEFMA-Lounge Bayern-Nürnberg über das Holzhybrid-Bürogebäude „The Cradle“ im Düsseldorfer Medienhafen. Dieses Projekt der Interboden Innovative Gewerbewelten GmbH & Co. KG wird gerade nach dem CradletoCradle-Prinzip (C2C) gebaut. Hier geht es zum Bericht.