Eine Idee, die zur Vision wird, ist der wichtigste erste Schritt. Doch was dann? Wie setzt man ein Projekt auf, das es so noch nicht gegeben hat? Wie definiert man Projektziele und realisierbare Wege zur Umsetzung? Und ebenso wichtig: Wie reduziert man Risiken, die der Aufbruch ins Unbekannte nun mal mit sich bringt?

Die Lösung liegt in vertrauensvollen Partnerschaften, in ungewöhnlichen Vertragsmodellen und in gegenseitiger Transparenz. Als fundamental erwies sich deshalb eine offene und gemeinsame Definition der Zusammenarbeit mit unserem Generalunternehmer. Mit dem Open-Book Ansatz konnten transparent durch das Projekt gehen und die bestmögliche Balance zwischen Kosten und Qualität finden. Einsparungsentscheidungen wurden partizipativ getroffen.

Weitere Leistungen umfassten:

• Finanzierung: Wir begleiteten die Fördermittelberatung und die Beantragung von QNG-Zertifizierung, um bessere Zinskonditionen und staatliche Förderungen zu sichern.
• Lieferkette: Durch aktive Steuerung der Lieferkette und Einbindung des Bauherrn in Lieferantenbindungen konnten wir Materialverfügbarkeit und Terminsicherheit gewährleisten.
• Streamlining:Eine schlanke, optimierte Abstimmung zwischen Nutzerbedarfen und den komplexen Anforderungen des Bauprozesses beschleunigte die Umsetzung und reduzierte Reibungsverluste.
• Kostenrisiko: Mit dem Garantierten Maximalpreismodell (GMP) gelang eine wirksame Deckelung der Risiken und eine verlässliche Budgetkontrolle.
• Identität: Damit die Geschichte des Gebäudes erzählt werden kann, entwickelten wir eine Naming- und Markenstrategie, die die Essenz des Bauwerks widerspiegelt – ein entscheidender Schritt für die spätere Kommunikation.
• Bezug nach außen: Wir engagierten uns aktiv in der Quartiersentwicklung des Lagarde Campus in Bamberg und schufen mit dem Open-House-Konzept für die RESI einen Ort für Veranstaltungen und Netzwerke, der über das Gebäude hinaus wirkt.

RESI steht für eine Baukultur, die Verantwortung übernimmt. Nachhaltigkeit beginnt nicht bei der Fassade, sondern bei jedem Detail – von der Materialwahl bis zur Lieferkette.

• Kreislaufwirtschaft als Prinzip: Recyclingbeton und das Upcycling 100 Jahre alter Mauersteine geben Ressourcen ein zweites Leben. Und die RESI trägt ein Stück Geschichte in sich. Und auch wenn recyclingbeton kleine Macken hat. Für uns ist die RESI unperfekt schön.
• Gesunde Räume: Schadstofffreie Materialien sorgen für beste Innenraumqualität.
• Regional und fair: Kurze Lieferketten durch lokale Partner und Handwerksbetriebe stärken die Region und reduzieren den ökologischen Fußabdruck.

Die Lebenszykluskosten (LCC) bestätigen: RESI erreicht die Effizienzgebäudestufe EG40. Das bedeutet, dass das Gebäude nur 40 % der Primärenergie eines Standardgebäudes nach dem Gebäudeenergiegesetz benötigt – ein Spitzenwert für Bürogebäude. Während viele Neubauten bei EG70–EG55 liegen, erfüllt RESI damit höchste Anforderungen an Energieeffizienz und ESG-Konformität.

Nachhaltigkeit wird hier nicht als Zusatz verstanden, sondern als Kern des Konzepts – ökologisch, ökonomisch und sozial.

RESI erfüllt höchste ESG- und Taxonomie-Anforderungen und zeigt, wie Gebäude auf zukünftige Klimarisiken vorbereitet werden – und dabei Nutzerkomfort sichern.

RESI zeigt, wie zukunftsfähige Gebäude entstehen, wenn wir Ressourcen wertschätzen, Prozesse neu denken und Verantwortung in jedem Schritt übernehmen.

Werden wir RESI zertifizieren lassen? Tatsächlich ja. RESI befindet sich derzeit im DGNB-Zertifizierungsprozess. Warum? Die Zertifizierungskriterien boten uns sehr hilfreiche Leitplanken für nachhaltiges Bauen. Wir nutzten die DGNB als Qualitätssicherungssystem und als Werkzeug um die Komplexität zu managen.

Unsere Vision behielten wir fest im Blick und nahmen formale Punktabzüge bewusst in Kauf. Wir mussten zwischen Dachbegrünung oder vollflächiger Indach-PV-Anlage entscheiden. Die nahezu autarke Energieversorgung war ein wesentlicher Bestandteil des RESI Konzeptes, auf das wir nicht verzichten wollten. Wohlwissend, dass wir durch diese Entscheidung statt Platin voraussichtlich DGNB Gold erhalten werden.

Das Zertifikat selbst ist am Ende ein Formalismus. Doch er sichert uns 180T € QNG-Förderung. Und es ist ein sichtbares Qualitätsversprechen für die RESI.

RESI zeigt, wie intelligente Planung den Unterschied macht. Um das Ziel des Netto-Null Gebäudes erreichen zu können, mussten viele Entscheidungen im Bau und auch für den späteren Betrieb danach ausgerichtet werden. Der Devise "Efficiency First" folgten architektonisch-gestalterische Entscheidungen den Vorgaben des Energiekonzeptes. Fundierte Grundlage waren thermische Simulationen, Tageslichtanalysen und ein cleveres Energie- und Lüftungskonzept – ganz ohne überdimensionierte Technik. Vom der Wandaufbau über die Dimensionierung und Platzierung der Fenster bis hin zur Funktionalität der Lüftung galt: Form follows Efficiency.

Low-Tech für maximale Effizienz

RESI ist ein Low-Tech-Gebäude – das bedeutet: keine klassische, wasserführende Heizung und keine aktive Kühlung. Statt komplexer Technik setzt RESI auf intelligente Lösungen:

• Hohe Speichermassen regulieren die Temperatur
• Cleveres Lüftungskonzept sorgt für frische Luft und Komfort
• Für Spitzenlasten gibt es ein elektrisches Heizregister, welches die Luft erwärmt
• In heißen Sommernächten übernimmt eine kontrollierte Nachtlüftung, um die Speichermassen abzukühlen

Damit das funktioniert, haben wir auf präzise Planung und Simulationen gesetzt: Thermische Analysen, Tageslicht- und Verschattungssimulationen sowie Energiemodelle bestimmten Architektur und Technik – von Fenstergrößen über Raumaufteilung bis zur optimalen Speichermasse. So entsteht ein Gebäude, das mit weniger Technik mehr erreicht: Netto-Null im Betrieb und maximaler Nutzerkomfort.

Das Ergebnis: Netto-Null im Betrieb, ohne klassische Heizung und Kühlung, mit 100 % Strom aus der eigenen Indach-PV-Anlage.

• Gebäudehülle auf Passivhausniveau
• Cleveres Energiekonzept
• Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung
• Nutzung passiver Systeme wie Nachtlüftung, Sonnenschutz und thermischer Speichermassen
• Simulationen mit aktuellen und zukünftigen Wetterdaten für maximale Klimaresilienz

RESI ist für die Zukunft gerüstet. Der Nutzerkomfort bleibt hoch, während Energiebedarf und CO₂-Emissionen drastisch sinken. Die Ökobilanz bestätigt: RESI liegt 20 % unter dem DGNB-Anforderungswert – ein Meilenstein für nachhaltige Bürogebäude. Darüber hinaus wurden die voraussichtlichen Folgen des Klimawandels berücksichtigt, indem eine Klimarisikoanalyse und ein Klimaschutzfahrplan entwickelt wurde.

Die RESI ist ein Versprechen: für Komfort, Effizienz und Nachhaltigkeit vom ersten Moment an. Damit dieses Versprechen Realität wird, wird der Start mit einem durchdachten Inbetriebnahmemanagement begleitet.

Technik, die sich anpasst – für perfekte Bedingungen

Die RESI setzt auf eine zentrale Lüftungsanlage und ein intelligentes Verschattungssystem. Doch die Inbetriebnahme ist ein komplexer Prozess: Über 15 Monate hinweg wird die Betriebsoptimierung begleitet. Warum? Weil sich Jahreszeiten, Klimaeinflüsse und Nutzerbedürfnisse für dieses einzigartige Projekt nicht auf dem Papier abstimmen lassen – das Finetuning muss im realen Betrieb harmonisiert werden.

Wissen schafft Fortschritt

Gemeinsam mit der TH Nürnberg haben wir ein Reallabor eingerichtet, um die Betriebsparameter kontinuierlich zu überwachen. Die gewonnenen Erkenntnisse flossen direkt in die Optimierung der Anlagen ein – wissenschaftlich fundiert und praxisnah. Erste Abhandlungen zur Anlagenoptimierung liegen bereits vor.

Ausblick: Wir bleiben dran

Die Reise endet nicht mit der Inbetriebnahme. Monitoring und weitere Begleitung durch Studierende – bis hin zu Abschlussarbeiten – sind geplant. So bleibt die RESI nicht nur smart, sondern wird immer smarter.

RESI steht für eine neue Arbeitskultur. Der Entwurf folgt dem New-Work-Ansatz und dem Prinzip des Activity Based Working: Unterschiedliche Arbeitsumgebungen geben den Mitarbeitenden die Freiheit, den passenden Raum für jede Aufgabe selbst zu wählen – ob für konzentriertes Arbeiten, kreativen Austausch oder Team-Meetings.

Mitgestaltung schafft Bindung: Die Mitarbeitenden wurden früh in die Planung einbezogen, um ihre Bedürfnisse und Arbeitsweisen zu verstehen. Diese Partizipation stärkt die Identifikation mit dem neuen Arbeitsplatz und sorgt dafür, dass RESI nicht nur funktional, sondern auch persönlich relevant ist.

Weitere Highlights:

• Desksharing und freies Arbeitsmodell für effiziente Flächennutzung
• Angenehme Raumakustik für produktives Arbeiten
• Offenes Haus für Veranstaltungen und Begegnungen

Auch die Materialwahl folgt dem Nachhaltigkeitsgedanken: Schadstofffreie Einbauten, regionale Möbelpartner und kurze Lieferketten sorgen für gesunde Räume und ökologische Verantwortung.

Es wäre ein Trugschluss zu meinen, dass ein ein frugales Low Tech Gebäude auch ohne Intelligenz auskommt. Alle wesentlichen Funktionen werden smart gesteuert, um die Behaglichkeit zu jederzeit effizient sicher zu stellen.

Deshalb verfügt RESI über ein ausgeklügeltes Sensoren- und Messwerterfassungssystem. Geknüpft an die gewonnenen Informationen und kombiniert mit Daten der Wetterstation und Sonnenstandsmeldungen, werden der Sonnenschutzbetrieb, der Lünftungsanlagenbetrieb und der Luftaustausch automatisch gesteuert. .

Für die Einstellungen des witterungsgeführten Lüftungsanlagenbetrieb werden die Wetterprognosen der kommenden Tage einbezogen. Je nach den zu erwartenden Temperaturen wird der Anlagenbetrieb angepasst.

Die intelligente Steuerung der PV-Stromverwendung und Batterieanlage sorgt für den höchstmöglichen Deckungsbeitrag für den Eigengebrauch. Entsprechend wird in den Wintermonaten der Stromüberschuss zur nächtlichen Beheizung verwendet, damit das Gebäude nicht auskühlt. Das perfekte Zusammenspiel der Technik wird über insgesamt 10 Monate durch unser Inbetriebnahmemanagement optimiert.

Das offene Arbeitskonzept wird gestützt durch einwandfreien WLAN Emfpang an jeder Stelle des Gebäudes. Dem ging eine einer fundierten Konnektivitätsanalyse voraus, wodurch ein passgenaues Technikkonzept erstellt werden konnte.

Jetzt könnte man fragen: Was kann ein gerade mal 2.000m² großes Gebäude schon an Facility Management Konzeption benötigen? Die Antwort: es gibt eben einiges zu berücksichtigen, wenn man neue Wege geht.

Planungsbegleitende Beratung zu FM-Aspekten

Bereits in der frühen Planungsphase haben wir umfassend zu Themen rund um das Facility Management beraten. Ziel war es, die Gestaltung der Flächen sowie die Auswahl von Bauteilen und Konstruktionen so zu optimieren, dass sie besonders leicht zu reinigen und zu warten sind. Durch diesen vorausschauenden Ansatz konnten wir die langfristige Betriebseffizienz steigern und die Reinigungs- und Wartungskosten deutlich senken.

Frühzeitige Berechnung der Betriebskosten

Parallel zur Planung wurde eine detaillierte Berechnung der zukünftigen Betriebskosten der RESI durchgeführt. Diese Analyse ermöglichte es uns, frühzeitig Optimierungspotenziale zu identifizieren und in die Planung einfließen zu lassen. Die Ergebnisse bildeten die Grundlage für das umgesetzte Bruttomietkonzept unserer Mit-Nutzer innerhalb der RESI, was eine transparente und verlässliche Kostenstruktur für alle Beteiligten gewährleistet.

Im Laufenden Betrieb bildet die größte Herausforderung die Lüftungsanlage, die sich kontinuierlich an die Betriebsparameter anpasst – dank Monitoring und Optimierung. Dafür braucht es Partner, die flexibel bleiben und über 15 Monate hinweg den Prozess begleiten. Damit die RESI nicht nur funktioniert, sondern sich weiterentwickelt.